Freitag, 2. Mai 2014

Nachruf zu Otto

Otto durfte nur etwas über drei Monate mit uns leben, und während seines dritten Monats bei uns fing er schon an, Abschied zu nehmen.

Er war ein Traum von einem Hund. Gutmütig bis zu seinem letzten Atemzug, selbst unter Schmerzen. Eine Schmusebacke. Als er zu uns kam, gab es für ihn nicht schöneres als ganz nah bei uns zu sein. Seinen etwas strengen Geruch aus dem Maul nahmen wir erst gern in Kauf, dann ließen wir aber doch sein Gebiss sanieren. Zwei Vorderzähne fielen der Sanierung "zum Opfer". Sie waren locker, und ehe sich das Zahnfleisch entzünden würde, entfernte man sie. Nun war Otto in der Lage, ein glückliches, zahnloses Lächeln zu zeigen.

Auch an seinem Auge ließen wir noch einen kleinen, gutartigen (?) Tumor entfernen. Wir beobachteten mit Freude, wie es Otto immer besser ging. Die zwei Besuche in Thüringen gestalteten sich gemütlich, immer auf den Senior Otto abgestimmt. Damit Lola in der Zeit nicht zu kurz kam, machte sie nachmittags separate Spaziergänge nur mit Herrchen, während ich mit Otto ein paar Schritte unterwegs war.

Otto ging mit uns noch gerne zum Windberg, einer kleinen Anhöhe im Wald bei Dresden. Unsere letzten Familienausflüge machten wir dorthin - zwei Erwachsene, zwei Hunde... Lola hatte sich gut arrangiert mit ihrem Freund Otto. Zwar wollte sie immer schneller sein, doch wartete sie oft auf Otto, schnüffelte mit ihm gemeinsam an interessanten Stellen, die mal sie ihm, mal er ihr zeigte.


Lange ging es leider nicht so gut mit den beiden. Otto fing bald an, zuhause auf seinen Beinen keinen Halt mehr zu finden und fiel oft hin. Wir hatten die Vermutung, es läge an unserem Laminat und legten alles mit rutschfestem Material aus, was aber nicht viel half. Wir wohnen im Erdgeschoss, aber selbst bei dem einen Schritt nach draußen fiel er, wenn er nicht von uns massiv im Geschirr gehalten (vielmehr getragen) wurde.

Ende Februar lief er schon sehr langsam und schlecht. Allein der Weg in den Garten war dann ein richtiges Unternehmen. Lolas Geduld war ziemlich beansprucht. Zum Glück war dieser Winter ein Frühling, so konnten wir viele schöne Stunden im Garten verbringen.






Mitte März musste Otto in die Klinik. Auf dem Rückweg aus dem Garten nach Hause fiel er wieder hin und wollte dann nicht mehr aufstehen. Volker musste ihn nach Hause tragen. Auch zuhause wollte Otto dann nicht mehr aufstehen, also brachten wir ihn in die Klinik, wo man nach der ersten Untersuchung nichts spezifisches fand, außer dass sein Kreislauf ziemlich am Boden ist. Man wollte ihn über Nacht an den Tropf hängen und ihn bisschen aufpäppeln. Es war uns ganz recht. In der Tierklinik würde man schon alles für Otto wichtige und richtige tun. Er wäre dort in den richtigen Händen.
Wir wurden beim Abholen zweimal vertröstet, das erste mal war er wohl noch nicht wirklich besser drauf, das andere mal hatte man bei einem Ultraschall einen Milztumor festgestellt.
Volker und ich hatten uns geeinigt, dass Otto, sollte man ihm nicht helfen können, eingeschläfert werden sollte, weil es kein lebbares Leben für einen Hund ist, nicht mehr laufen zu können.Die Tierklinik versicherte uns jedoch so glaubhaft, dass mit einer Milzentfernung das Leben für Otto wieder lebenswert wäre, dass wir ein schlechtes Gewissen bekamen, weil wir überhaupt über ein Einschläfern nachgedacht hatten. Also ließen wir ihn operieren.
Otto steckte diese Operation wirklich gut weg und konnte auch schon zwei Tage danach entlassen werden. Aber: Er konnte nach wie vor nicht aufstehen. An dieser traurigen Situation hat sich durch die Operation leider überhaupt nichts geändert. Otto konnte draußen nicht mal allein stehen zum Pipi machen, konnte nicht zum Trinken gehen... nichts.  Es zerriss uns das Herz, den alten Hundemann, den lieben, mit dem es das Leben eh schon nicht so gut gemeint hat, zum Schluss so zu sehen.
Zu einer OP-Nachuntersuchung unterhielt sich Volker dann mit einer anderen Ärztin dieser Klinik, und die untersuchte Otto auch noch einmal gründlich. Dabei stellte sie fest, dass die Kreuzbänder der Hinterbeine teilweise nicht mehr vorhanden und teilweise völlig ausgeleiert sind. Sie riet uns dazu, den süßen Burschen gehen zu lassen.
Am 27. März 2014 verabschiedeten wir uns von diesem lieben, sanftmütigen Hundejungen und ließen ihn dann schweren Herzens und unter vielen Tränen über die Regenbogenbrücke gehen.

Wir begruben ihn an einer wunderschönen Stelle auf einem Tierfriedhof am Wald und pflanzten auf sein Grab eine Azalee. Wir können ihn dort immer wieder besuchen gehen.

Run free, süßer Otto, ohne Schmerzen über die Wiesen hinter der Bücke! Wir vergessen dich nicht, du lieber Hundemann. Du warst, auch für diese kurze Zeit, eine wirkliche Bereicherung unserer Familie.

Du fehlst uns.



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